Warum ist es so schwer, eine Beziehung loszulassen?
Beziehungen enden oft, wenn sich Probleme zu einem unentwirrbaren Knoten zugezogen haben. Oft ist es schwer nachzuvollziehen, wie es zum Kipppunkt kam, aber irgendwie spüren wir, dass das Schlechte das Gute überwiegt. Wenn eine Beziehung auf Dauer unsere mentale Gesundheit beeinträchtigt, müssen wir uns eingestehen, dass es Zeit ist zu gehen. Aber dann kommt der schwierige Teil.
Erfahre hier, warum du Mühe hast, deinen Partner loszulassen und was dein Bindungsverhalten damit zu tun hat.
An einer Partnerschaft festhalten ist menschlich
Es gibt viele mächtige Werkzeuge, die wir zu unserer seelischen Heilung einsetzen können. Es gibt eine Kraft, die uns nicht nur leiden, sondern auch verzweifelt an der alten Beziehung festhalten lässt. In einigen Fällen treibt sie uns direkt in die Arme eines problematischen Partners zurück.
Viele von uns stecken fest oder kehren immer wieder zum selben Partner zurück. Wenn dir dieses Muster dir bekannt vorkommt, könnte eine mögliche Erklärung sein, dass du eine ängstliche Bindung erlebst.
In zwei Querschnittsstudien, die 2020 veröffentlicht wurden, wurde festgestellt, dass Bindungsangst das Wiederaufleben einer Beziehung voraussagt. Diese Erkenntnis passt zu einer früheren Studie der Pace University, die zeigte, dass "Personen mit hoher Ablehnungsempfindlichkeit und ängstlichem Bindungsstil die stärksten negativen Auswirkungen durch romantische Trennungen und Ablehnung erlebten."
Ängstliche Bindung macht Loslassen so schwer
Eine Person, mit einer ängstlichen Bindung, neigt dazu, sich unsicher zu fühlen. Sie hat Ängste vor dem Alleinsein, dem Verlassenwerden oder der Ablehnung.
Aufgrund ihrer eigenen Bindungsgeschichte neigt sie dazu, ihr Selbstwertgefühl und ihre Sicherheit an ihren Partner zu knüpfen. Der Verlust dieses Partners aktiviert eine tiefe Unsicherheit und löst den Instinkt aus, um jeden Preis festzuhalten.
Da diese Muster so fest in der Biografie verankert sind, fällt es den Menschen schwer, sie zu verstehen. Dennoch fühlt sie den Zwang, ihren Partner zurückzugewinnen oder in der Beziehung zu bleiben. Denn sie hat Angst, diese alten Gefühle weiter aufleben zu lassen.
Wenn jemand ein ängstliches Bindungsmuster hat, neigt er dazu, seine eigene Identität und sein Selbstwertgefühl an seinen Partner zu knüpfen. Diese Person kann verzweifelt nach der Liebe und Zustimmung ihres Partners suchen.
Oft hat diese Person in ihrer Kindheit ein ambivalentes Bindungsmuster mit einem Elternteil oder einer Hauptbezugsperson erlebt. In dieser Beziehung war der Elternteil wahrscheinlich oft abwesend. Das bedeutet, dass nur manchmal die Bedürfnisse des Kindes erfüllt wurden, jedoch zu anderen Zeiten war die Bezugsperson emotional nicht erreichbar.
Als Ergebnis hat das Kind gelernt, seine Bedürfnisse lauter zu äußern. Es hat sich vielleicht an den Elternteil geklammert, um Trost und die Erfüllung seiner Bedürfnisse zu suchen. Das Kind fühlte sich unsicher und konnte keinen inneren Frieden und keine innere Sicherheit entwickeln. Stattdessen wuchs es mit einem Gefühl der Unsicherheit und Verwirrung sowie einer Verzweiflung nach Bestätigung auf.
In einer erwachsenen Beziehung ist eine ängstlich-gebundene Person auf ihren Partner fixiert und fokussiert sich auf Fragen wie:
"Wird er für mich da sein?"
"War das ein Zeichen, dass er mich nicht liebt?"
"Wie kann ich sicherstellen, dass er für mich da ist?"
Sie klammert sich möglicherweise an ihren Partner und wartet auf Bestätigung. Sie wird die Aufmerksamkeit ihres Partners einfordern und sich bedroht fühlen, wenn diese woanders liegt. Eine ängstlich-gebundene Person kann eifersüchtig, besitzergreifend, ängstlich und fordernd werden, was dazu führen kann, dass sie ihren Partner eher wegstößt.
Eine Trennung kann für diese Person verheerend sein. Es fühlt sich an, als würden sie die Chance verlieren, jemals das zu bekommen, was sie als Kind gebraucht hat.
Das Ende der Partnerschaft kann sie in einen Zustand der Panik und Verzweiflung versetzen. Sie bekommt das Gefühl, die Person zurückgewinnen zu müssen, um sich besser zu fühlen. Dieses Gefühl wird oft durch die "kritische innere Stimme" verstärkt, die sie erlebt.
Diese Stimme sagt:
"Du bist nichts ohne deinen Partner"
"Jetzt wirst du nie mehr geliebt werden"
"Du hältst das nicht aus"
"Du musst sie/ihn zurückbekommen, egal was es kostet."
Ängstlich-Unsichere Bindungserfahrungen
Ängstlich-unsichere Bindung führt zu einer Angst, nicht geliebt zu werden, begleitet von dem Wunsch, beruhigt zu werden. Diese Kombination treibt den Partner weg und reinszeniert so die Vergangenheit der Person.
Leider erwecken diese alten, vertrauten Verhaltensmuster oft das Gefühl, nicht liebenswert zu sein. Bei einem Partner zu bleiben, der einen nicht sieht oder wertschätzt, ist eine schmerzhafte Wiederholung der Vergangenheit. Es sind auch Bindungserfahrungen, an die man gewöhnt ist und unbewusst sucht.
Neben der Vertrautheit mit einem bestimmten Bindungsverhalten neigen Menschen mit einem ängstlichen Bindungsmuster dazu, eine Fantasie von ihrem Partner oder der Beziehung aufrechtzuerhalten. Eine "Fantasie-Bindung" ist ein Konzept, das von dem Autor von "Challenging the Fantasy Bond", Dr. Robert Firestone, entwickelt wurde. In einer Fantasie-Bindung wird eine gesunde Beziehung für eine Illusion von Sicherheit geopfert.
Menschen mit ängstlicher Bindung, die in einer Fantasie-Bindung sind, idealisieren oft ihren Partner oder die Beziehung. Sie fühlen, dass sie ohne ihn nicht leben können. Die tatsächliche Beziehung könnte jedoch schädlich für sie sein und ihr Leben einschränken.
Angst vor Verlust verstehen und loslassen
Einen geliebten Menschen gehen zu lassen, ist für niemanden einfach. Für Menschen, die ein ängstliches Bindungsmuster haben, kann das Verständnis des eigenen Bindungsmusters ein entscheidender Schritt zur Genesung sein. Es ist ein Ausgangspunkt, um sich zu verändern.
Sie könnten erkennen, dass die starke Bindung, die sie zu ihrem Partner fühlen, hauptsächlich mit alten emotionalen Bedürfnissen und Ängsten zu tun hat.
Entscheide dich, ob du eine Fantasie aufrechterhalten willst! Willst du weiterhin mit dem Überlebensmechanismus leben, das dir im heutigen Leben schadet? Das dich die schmerzhaften Beziehungserfahrungen immer wieder erleben lässt.
Wenn du starken Liebeskummer hast oder dich in einer Beziehung gefangen fühlst, die du als toxisch empfindest: Du kannst dein Bindungsmuster analysieren und es wird ein transformierender Schritt sein, die Vergangenheit loszulassen und in der Zukunft bessere Entscheidungen in Beziehungen zu treffen!