Frau Kiss

View Original

Emotionen ausdrücken rettet Leben – Warum Selbstbewusstsein und Kommunikation von Gefühlen für Frauen essenziell sind

Wusstest Du, dass das Unterdrücken von Gefühlen nicht nur Deine emotionale Gesundheit belastet, sondern auch Dein Leben gefährden kann? Eine Studie* zeigt, dass Frauen, die ihre Emotionen nicht ausdrücken oder in ungesunden Beziehungen verharren, ein deutlich höheres Risiko für körperliche Erkrankungen haben – bis hin zu einer viermal höheren Wahrscheinlichkeit, frühzeitig zu sterben.

Doch was bedeutet das genau? Und warum sind wir Frauen so geübt darin, unsere Bedürfnisse hintanzustellen, den Frieden zu wahren oder stark zu wirken, selbst wenn es uns innerlich zerreißt? In diesem Artikel erfährst Du, wie eng emotionale und körperliche Gesundheit miteinander verbunden sind – und warum der Schlüssel zu einem erfüllten und gesunden Leben darin liegt, Deine Stimme zu finden, für Dich einzustehen und Deine Gefühle auszudrücken.

Gefühle ausdrücken: Die Wissenschaft hinter der Studie

Die wissenschaftliche Evidenz: Kernerkenntnisse der Stockholm-Studie

Die von Professor Kristina Orth-Gomér geleitete Langzeitstudie untersuchte über fünf Jahre 292 Personen im Alter von 30-65 Jahren. Die Ergebnisse zeigen:

  • Ein 2,9-fach erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen bei Menschen mit eingeschränkter emotionaler Ausdrucksfähigkeit

  • Eine signifikante Korrelation zwischen sozialer Isolation und gesundheitlichen Problemen

  • Messbar erhöhte Stresshormonwerte bei Personen in emotional unbefriedigenden Beziehungen

Emotionen beeinflussen nicht nur unsere Psyche, sondern auch unseren Körper – und das oft stärker, als wir glauben. Eine wegweisende Studie im Rahmen der Stockholm Female Coronary Risk Study hat gezeigt, dass Frauen, die ihre Gefühle nicht äußern und in sozial isolierten oder unglücklichen Beziehungen leben, ein bis zu viermal höheres Risiko haben, frühzeitig zu sterben.

Warum ist das so? Stress, der durch unterdrückte Emotionen entsteht, aktiviert ständig unser Stresshormon-System. Cortisol und Adrenalin schießen in die Höhe, was langfristig unser Herz-Kreislauf-System belastet, das Immunsystem schwächt und Entzündungen im Körper fördert. Hinzu kommt: Der menschliche Körper kann nicht zwischen psychischem und physischem Stress unterscheiden. Das bedeutet, dass innerer emotionaler Druck dieselben Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann wie körperliche Belastungen.

Ein weiteres Ergebnis der Studie zeigt, wie wichtig soziale Verbindungen und der Austausch über Gefühle sind. Frauen, die sich mitteilen, sich Unterstützung suchen und in sicheren Beziehungen leben, haben nicht nur weniger körperliche Beschwerden, sondern auch eine höhere Lebenszufriedenheit und eine bessere Lebensqualität.

Die Botschaft ist klar: Gefühle zu unterdrücken oder in ungesunden Dynamiken zu verharren, hat nicht nur emotionale, sondern auch lebensgefährliche körperliche Folgen. Und genau deshalb ist es so wichtig, darüber zu sprechen, sich mitzuteilen und den Mut zu finden, für sich selbst einzustehen.

Warum Frauen besonders betroffen sind

Frauen tragen oft eine doppelte Last: gesellschaftliche Erwartungen und persönliche Verantwortung. Von klein auf lernen viele von uns, die Rolle der „Friedensbewahrerin“ einzunehmen – Harmonie zu wahren, Konflikte zu vermeiden und die eigenen Bedürfnisse hintanzustellen. Dieses Verhalten, das tief in kulturellen und sozialen Normen verwurzelt ist, führt dazu, dass Frauen ihre Emotionen häufiger unterdrücken und ihre Bedürfnisse weniger klar kommunizieren.

Hinzu kommen stereotype Erwartungen: Frauen sollen einfühlsam, geduldig und stark sein – aber bitte nicht „zu emotional“. Solche unausgesprochenen Regeln führen dazu, dass Frauen oft Schuld oder Scham empfinden, wenn sie ihre Gefühle zeigen oder Grenzen setzen wollen. Viele fürchten, als „schwierig“ oder „egoistisch“ wahrgenommen zu werden, und opfern sich stattdessen für Familie, Beziehungen oder den Job auf.

Ein weiterer Faktor ist, dass Frauen in Beziehungen häufiger in Co-Abhängigkeiten geraten. Das Bedürfnis, den Partner glücklich zu machen oder Konflikte zu vermeiden, führt dazu, dass viele Frauen sich selbst und ihre Emotionen unterdrücken, um die Beziehung aufrechtzuerhalten – selbst wenn sie ihnen nicht guttut.

Dieses Verhalten bleibt jedoch nicht ohne Konsequenzen: Emotionaler Stress sammelt sich an, wird nicht verarbeitet und kann sich langfristig in Form von körperlichen Beschwerden, Burnout oder sogar schwerwiegenden Erkrankungen äußern.

Frauen sind somit nicht nur stärker von den Auswirkungen emotionaler Unterdrückung betroffen, sondern auch von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die diese Dynamiken verstärken. Umso wichtiger ist es, sich bewusst zu machen, dass diese Muster durchbrochen werden können – indem Frauen lernen, ihre Emotionen zuzulassen, für ihre Bedürfnisse einzustehen und sich von Erwartungen zu lösen, die ihnen nicht guttun.

Die Rolle von Beziehungen

Beziehungen haben einen enormen Einfluss auf unser Wohlbefinden – emotional wie körperlich. Eine gesunde Partnerschaft kann uns stärken, Sicherheit geben und unser Wachstum fördern. Doch ebenso können ungesunde oder toxische Beziehungen das genaue Gegenteil bewirken und uns Energie rauben, emotional schwächen und sogar krank machen.

Viele Frauen bleiben aus unterschiedlichen Gründen in Beziehungen, die sie belasten: Angst vor Einsamkeit, das Gefühl, nicht genug zu sein, oder die Hoffnung, dass sich der Partner doch noch ändert. Besonders problematisch wird es, wenn in der Beziehung kein Raum für echte Kommunikation ist – wenn Gefühle heruntergeschluckt werden, um Streit zu vermeiden, oder die eigenen Bedürfnisse immer wieder ignoriert werden, um Harmonie zu bewahren.

Eine Partnerschaft, in der Konflikte nicht angesprochen oder Emotionen unterdrückt werden, kann chronischen Stress auslösen. Dieser schleichende Stress wirkt sich auf den Körper aus: Schlafstörungen, Herz-Kreislauf-Probleme oder sogar ein geschwächtes Immunsystem können die Folge sein. Beziehungen, die uns emotional auslaugen, sind also nicht nur eine psychische Belastung, sondern auch ein Risikofaktor für unsere körperliche Gesundheit.

Gleichzeitig zeigt die Forschung, dass erfüllte Beziehungen ein Schutzfaktor sein können. Wenn wir uns in einer Partnerschaft gesehen, gehört und verstanden fühlen, setzt das positive Hormone, wie Oxytocin frei, die unser Wohlbefinden steigern und Stress reduzieren. Solche Beziehungen wirken sich nicht nur stabilisierend auf die Psyche aus, sondern fördern auch die körperliche Gesundheit.

Die Rolle von Beziehungen ist daher klar: Sie können unser größtes Geschenk oder unsere größte Belastung sein.

Mein Job als Coach ist es, Frauen dabei zu helfen, diese Dynamiken zu erkennen – und sie zu ermutigen, Beziehungen zu schaffen, die auf Respekt, Kommunikation und gegenseitiger Unterstützung basieren. Denn nur, wenn wir in einer Partnerschaft wirklich wir selbst sein dürfen, können wir gesund und glücklich leben.

Der Zugang zu deinem inneren Kind: Stefanie Stahls Perspektive auf unterdrückte Gefühle

Viele Menschen lernen bereits in ihrer Kindheit, Gefühle zu unterdrücken oder sogar vollständig abzuspalten. Oft geschieht dies unbewusst, als Schutzmechanismus in belastenden oder emotional überfordernden Situationen. Ein Kind, das sich in seiner Trauer oder Angst allein gelassen fühlt, entwickelt Strategien, um diese überwältigenden Gefühle von sich fernzuhalten – sei es durch Ablenkung, Verdrängung oder ein emotionales "Abschalten". Dieses Verhalten wird jedoch nicht nur zu einer kurzfristigen Lösung, sondern häufig zu einem automatisierten Muster, das bis ins Erwachsenenalter bestehen bleibt.

Das Problem: Wenn wir Gefühle unterdrücken, verlieren wir den Zugang zu unserem authentischen Selbst. Unsere Fähigkeit, lebendig zu sein, hängt davon ab, dass wir uns mit all unseren Emotionen verbinden können – den angenehmen genauso wie den unangenehmen. Unterdrücken wir jedoch ein Gefühl, sei es Trauer, Wut oder Angst, setzen wir oft unbewusst einen „Dämpfer“ auf alle Gefühle. Das bedeutet, dass wir nicht nur den Zugang zu schmerzhaften Emotionen verlieren, sondern auch weniger intensiv Freude, Liebe oder Begeisterung empfinden können. Dadurch entziehen wir uns ein Stück weit unserer eigenen Lebendigkeit.

Ein weiteres Problem ist, dass Menschen, die ihre Gefühle lange unterdrücken, oft Schwierigkeiten haben, die Emotionen anderer wahrzunehmen und sich in sie hineinzuversetzen. Empathie setzt voraus, dass wir Zugang zu unseren eigenen Gefühlen haben, um sie bei anderen nachempfinden zu können. Wenn wir diesen Zugang blockieren, fällt es uns schwer, echte Nähe und Verbundenheit in Beziehungen aufzubauen. Die Gefühle anderer wirken dann irritierend oder sogar bedrohlich, weil sie uns mit den eigenen unbewältigten Emotionen konfrontieren.

Wie kommen wir wieder in Kontakt mit unseren Gefühlen? Der erste Schritt ist, bewusste Aufmerksamkeit für die eigenen Emotionen zu entwickeln. Menschen, die lange Zeit ihre Gefühle unterdrückt haben, merken oft gar nicht mehr, wenn eine Emotion in ihnen auftaucht. Hier hilft es, regelmäßig innezuhalten und sich selbst zu fragen: „Wie fühle ich mich gerade?“ Diese einfache Frage kann ein wichtiger Impuls sein, um langsam wieder ein Bewusstsein für die eigenen Emotionen zu schaffen.

Ein weiterer Ansatz ist, sich gezielt mit Gefühlen auseinanderzusetzen – zum Beispiel durch Kunst, Musik oder Filme. Ein trauriges Drama anzusehen und sich bewusst zu erlauben, von den Emotionen berührt zu werden, kann helfen, unterdrückte Gefühle wieder an die Oberfläche zu holen. Ebenso kann Musik eine Tür öffnen: Melodien oder Texte, die uns bewegen, schaffen Raum für Gefühle, die wir vielleicht lange weggedrückt haben. Wichtig ist dabei, sich bewusst Zeit zu nehmen, diese Emotionen zuzulassen, ohne sie gleich analysieren oder bewerten zu müssen.Die bekannte Psychologin Stefanie Stahl betont ebenfalls, wie entscheidend der Zugang zu unseren Gefühlen für unser inneres Gleichgewicht und unsere Beziehungsfähigkeit ist. In ihrem Buch „Das Kind in dir muss Heimat finden“ erklärt sie, wie wir oft durch negative Kindheitserfahrungen lernen, uns emotional zurückzuziehen, um uns vor Verletzungen zu schützen. Dieser Schutzmechanismus kann jedoch im Erwachsenenalter dazu führen, dass wir nicht mehr in der Lage sind, unsere Bedürfnisse und Gefühle klar wahrzunehmen und auszudrücken. Stefanie Stahl empfiehlt, mit dem „inneren Kind“ in Kontakt zu treten, um alte Wunden zu heilen und wieder eine Verbindung zu unserer emotionalen Welt herzustellen. Das bewusste Zulassen von Gefühlen ist hierbei ein zentraler Schritt, der uns nicht nur lebendiger macht, sondern auch unsere Beziehungen zu anderen vertieft.

Praktische Ansätze für ein gesundes Leben: Emotionen wahrnehmen, fühlen und ausdrücken

Der erste Schritt zu einem gesünderen und erfüllteren Leben beginnt mit Selbstreflexion und der Bereitschaft, die eigenen emotionalen Muster zu erkennen. Hier sind einige Ansätze, die helfen können, emotional und körperlich wieder ins Gleichgewicht zu kommen:

1. Gefühle erkennen und zulassen

Oft unterdrücken wir Emotionen, weil wir sie als „negativ“ bewerten. Doch Wut, Trauer oder Enttäuschung sind genauso wichtig wie Freude und Liebe. Sie zeigen uns, was uns wirklich bewegt. Führe ein Tagebuch, um Deine Gedanken und Gefühle täglich zu reflektieren. Schreib auf, was Dich belastet, aber auch, was Dich glücklich macht – so bekommst Du ein besseres Verständnis für Dich selbst.

2. Ehrliche Kommunikation üben und Gefühle richtig ausdrücken

Lerne, Deine Bedürfnisse und Grenzen klar zu kommunizieren. Das bedeutet nicht, impulsiv oder aggressiv zu sein, sondern authentisch und respektvoll zu sagen, was Du brauchst. Ein einfacher Anfang: Verwende „Ich-Botschaften“, z. B. „Ich fühle mich überfordert, wenn ich alles allein machen muss. Könnten wir die Aufgaben aufteilen?“ 

Wenn du deine Kommunikation weiterhin verbessern möchtest, empfehle ich dir, dich mit dem Konzept der Gewaltfreien Kommunikation zu beschäftigen. Hierin übst du in vier Schritten freundlich aber bestimmt Gefühle richtig auszudrücken, indem du

  1. Eine Beobachtung teilst,

  2. Beschreibst, was die Situation mit dir macht,

  3. Daraus einen Wunsch ableitest,

  4. Den Wunsch als Bitte formulierst.

3. Selbstfürsorge priorisieren

Setze Dir bewusst Zeiten für Dich ein, in denen Du auftanken kannst – sei es durch Sport, Meditation, kreative Hobbys oder einfach Ruhe. Selbstfürsorge ist keine Egozentrik, sondern eine Notwendigkeit, um langfristig gesund und stabil zu bleiben.

4. Netzwerke aufbauen

Soziale Verbindungen sind essenziell für unser Wohlbefinden. Umgib Dich mit Menschen, die Dich unterstützen und bei denen Du Dich sicher fühlst. Das können Freundschaften, Frauenkreise oder Coachings sein, in denen Du Dich öffnen und austauschen kannst.

5. Ungesunde Muster erkennen

Wenn Du immer wieder in ähnlichen Situationen oder Beziehungen landest, lohnt es sich, tiefer zu schauen. Frag Dich: Woher kommen diese Muster? Welche Überzeugungen über Dich selbst oder über Beziehungen trägst Du vielleicht aus Deiner Vergangenheit mit? Hier kann ein Coaching wertvolle Unterstützung bieten.

6. Gesunde Grenzen setzen

Lerne, „Nein“ zu sagen, ohne Schuldgefühle. Grenzen zu setzen bedeutet, Dich selbst zu schützen und Deinen eigenen Wert anzuerkennen. Das kann am Anfang ungewohnt sein, wird aber mit der Zeit zu einem befreienden Gefühl.

7. Professionelle Unterstützung suchen

Manchmal sind die eigenen Emotionen oder Beziehungen so komplex, dass ein neutraler Blick von außen helfen kann. Ein Coaching oder eine Therapie kann Dir den Raum bieten, alte Wunden zu heilen und neue Wege für Deine emotionale Gesundheit zu finden.

8. Körper und Geist verbinden

Achte darauf, wie Dein Körper auf emotionale Belastungen reagiert. Entspannungsmethoden wie Yoga, Atemübungen oder progressive Muskelentspannung helfen, Stress abzubauen und wieder in Kontakt mit Dir selbst zu kommen.

Diese Ansätze sind keine „schnelle Lösung“, sondern ein Prozess. Doch sie können Dir helfen, die Verbindung zu Dir selbst zu stärken und ein Leben zu führen, das von mehr Authentizität, Gesundheit und Freude geprägt ist. Veränderung beginnt im Inneren – und Du hast die Kraft, sie zu gestalten. 

Fazit: Emotionen ausdrücken rettet Leben

Emotionen zu unterdrücken oder in Beziehungen zu verharren, die uns nicht guttun, ist keine Kleinigkeit – es kann ernsthafte Auswirkungen auf unsere körperliche und emotionale Gesundheit haben. Doch das Gute ist: Veränderung ist jederzeit möglich. Es beginnt damit, dass Du Dich selbst und Deine Gefühle ernst nimmst. Indem Du lernst, Deine Bedürfnisse klar zu benennen, gesunde Grenzen zu setzen und Dich in einem unterstützenden Umfeld auszutauschen, kannst Du nicht nur Dein Wohlbefinden verbessern, sondern auch Deine Lebensqualität nachhaltig steigern.

Denke daran: Du bist es wert, gehört und gesehen zu werden – von anderen, aber vor allem von Dir selbst. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt als jetzt, um den ersten Schritt zu gehen.

Wenn Du Dir Unterstützung auf diesem Weg wünschst, lade ich Dich ein, mit mir in Kontakt zu treten. Gemeinsam können wir daran arbeiten, alte Muster zu lösen, Deine emotionale Stärke zu aktivieren und eine klare Vision für Dein Leben und Deine Beziehungen zu entwickeln.

Deine Gesundheit, Dein Glück und Deine Zufriedenheit liegen in Deinen Händen – fang an, sie zu formen. 





*Quelle zur Studie: https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/193378#:~:text=In%20the%20Stockholm%20Female%20Coronary,worsen%20prognosis16%20among%20women